Ein Leuchtturm als Zentrum für Kultur und Tourismus

Häufig findet der Begriff Leuchtturmprojekt in unserem allgemeinen Wortschatz Verwendung und hat sogar im Duden einen festen Platz. Demnach handelt es sich um ein herausragendes, wegweisendes Projekt (besonders im kulturellen und politischen Bereich)“. Ein wörtlich zu nehmendes Leuchtturmprojekt habe ich 2009 ins Leben gerufen, für das rund 400.000 Euro erfolgreich investiert wurden. Als Initiativgründer, langjähriger Pressesprecher, Beirat und gegenwärtig 1. Vorsitzender der BI Leuchtfeuer Eckwarderhörne e.V. habe ich einen wichtigen Teil dazu beigetragen, dass eines der imposantesten Bauwerke der modernen Seeschifffahrtsarchitektur an der Nordseeküste für die Nachwelt erhalten bleibt…

Bild Leuchtturm 2009 (c) Markus Fittinghoff

Rettung des Leuchtturms „Oberfeuer Preußeneck“

An der nordöstlichen Spitze des Jadebusens befindet sich der kleine Küstenort Eckwarderhörne mit seinem roten Leuchtturm. Das rund 45 m hohe Bauwerk diente der Seeschifffahrt über 50 Jahre lang als Wegweiser. Heutzutage ist das Turmgelände ein Zentrum für Kultur und Tourismus: Mit einem kleinen Museum im früheren Maschinenhaus und einer 18 m hohen Aussichtsplattform erstrahlt das „Oberfeuer Preußeneck“ im neuen Glanz. Dass hier einmal ein solcher Tourismusmagnet entsteht, wäre noch vor wenigen Jahren undenkbar gewesen, denn der Abriss des Leuchtturms war faktisch längst besiegelt.

So hieß es von offizieller Seite: Mit dem Rückbau „solle ein landschaftlicher Ausgleich zum Bau des Jade-Weser-Ports entstehen“ und die Instandhaltungskosten für den offiziell als marode eingestuften Turm wurden seitens des Landes Niedersachsens als zu hoch eingestuft. Dem Vernehmen nach war auch am bestehenden Planfeststellungsbeschluss zum Rückbau nichts mehr zu ändern.

Geht nicht, gibt´s nicht!

Getreu dem Motto gründete ein kleiner Kreis im Spätsommer 2009 die „Bürgerinitiative Leuchtfeuer Eckwarderhörne“ (BI). Als Sprecher der BI nahm ich Kontakt zu den Behörden auf und begleitete parallel dazu eine Unterschriftenaktion zum Erhalt des Turms. Nachdem in kürzester Zeit mehr als 2000 Menschen unterschrieben hatten, zeigten sich Akteure aus Politik und Wirtschaft gesprächsbereit. Aus der BI ging am 26.Februar 2010 der gleichnamige Verein hervor, für den ich die Öffentlichkeitsarbeit übernahm und auch heute noch im Vorstand tätig bin.

Die Jahre 2010 – 2012

Beinahe wäre es noch einmal eng geworden, denn die Abrissbagger waren im Oktober 2012 schon unterwegs. Und das, obwohl die untere Denkmalschutzbehörde und weitere Institutionen unseren Plänen für den Erhalt zugestimmt hatten. Zudem bestätigte ein durch den Verein in Auftrag gegebenes Gutachten dem Leuchtturm eine gute Grundsubstanz. Ein umgehendes Gespräch im Wirtschaftsministerium Hannover brachte den Durchbruch. Das Abrissvorhaben wurde postwendend gestoppt und die dafür bereitgestellten Kosten kamen dem Erhalt zugute. Das von mir angefertigte „Planrealisierungskonzept“ überzeugte die Verantwortlichen und ging von meinem Schreibtisch in Dortmund zunächst nach Butjadingen, von dort aus nach Hannover und fand sogar in Brüssel und Berlin Anklang. 

Projektmappe Leuchtfeuer Eckwarderhoerne Leuchtfeuer Eckwarderhoerne Leuchtfeuer Eckwarderhoerne 2014
Projektrealisierungskonzept Tafel im ehem. Maschinenhaus Leuchtturm nach der ersten Sanierung 2014

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Jahre 2013 – 2016

Das zugesicherte Geld konnte aber erst durch die Gründung einer Stiftung übertragen werden und so ging aus dem Verein die „Stiftung Oberfeuer Preußeneck „ hervor, die die Trägerschaft übernahm. Für diese wurde ich als Beirat ins Stiftungskuratorium berufen. 2014 erfolgten erste Sanierungsarbeiten, bei denen der Leuchtturm „Oberfeuer Preußeneck“ einen neuen Anstrich erhielt. Mit Turmführungen und Veranstaltungen konnten BI und Stiftung das Turmgelände der Öffentlichkeit zugänglich machen.

Seit 2016

Der akribischen Arbeit der Stiftungsgremien ist es zu verdanken, dass weitere Fördergelder in Aussicht gestellt wurden. Leider gab es vereinsinterne Schwierigkeiten, die beinahe das gesamte Projekt ausgebremst hätten. Es mussten also noch einmal alle Kräfte mobilisiert werden und mit meiner Bereitschaft, für das Amt des ersten Vorsitzenden zu kandidieren, erhielt ich von allen Seiten große Zustimmung. Mit einem neuen Vorstandsteam ist es gelungen, Vereinsstrukturen zu verbessern und Vertrauen zurückzugewinnen. Nach Freigabe von EU-Geldern und Zuschüssen aus Berlin und Hannover, konnten die Umbauarbeiten beginnen. In diesem Zuge ist das Museum (Informations- und Dokumentationszentrum) in enger Zusammenarbeit mit der Nationalparkverwaltung Wattenmeer und der Jade-Hochschule entstanden. Ein weiteres Highlight ist die neue Besucherplattform in 18 Metern Höhe, von der man einen einzigartigen Rundumblick genießen kann.

Dank regelmäßiger Öffnungszeiten zieht der Turm jährlich Tausende Gäste an und lässt alle Verantwortlichen stolz auf das bisher Erreichte zurückblicken.

Einzigartig: geographische Lage und moderne Architektur

Jedem der selbst noch nicht da gewesen ist, stellt sich mit Sicherheit die Frage, was dieses Stahlgerippe aus dem Jahr 1962 so besonders und schützenswert macht. Die Gründe dafür liegen zum einen in der einzigartigen und imposanten Architektur des Turmes, der wie ein großes Stativ wirkend, aus vier konisch zulaufenden Standfüßen und dem trichterähnlichen Aufsatz über 40m in die Höhe ragt und sowohl von See als auch von Land weit zu sehen ist und das Landschaftsbild prägt. Zum anderen weist der Ort selbst eine lange und wichtige Historie auf, vom Küstenschutz über die Seefahrt bis hin zu Verteidigungszwecken des Marinehafens in Wilhelmshaven; als preußische Enklave („Preußeneck“) im Oldenburger Land.

Wirtschaftsförderung mittels Geschichte und Kultur

Als weiteres und entscheidendes Kriterium sind aber die Perspektiven zu nennen, die Tourismus und Geschichte nachhaltig verbinden und die Attraktivität des Ortes steigern. Mit der weiten Aussicht vom Turm und der Einrichtung eines Dokumentarzentrums können Besucher an vielen Stellen die Geschichte hautnah nachempfinden und vor allem die Gemeinde Butjadingen, in der der Küstenort Eckwarderhörne liegt, erfährt am Rande des Weltnaturerbes Wattenmeer eine weitere Steigerung seiner kulturellen Vielfalt.